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Geschichte:
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Luther, Martin (1483-1546), deutscher Theologe und Reformator.

Die frühen Jahre

Luther wurde 1483 als zweiter Sohn des Bergmannes Hans Luther in Eisleben geboren. Von 1501 bis 1505 studierte er an der Universität Erfurt, wo er die Artistenfakultät mit dem Magistergrad abschloß (siehe Artes liberales). Anschließend schrieb er sich an der juristischen Fakultät der Universität ein. Das Erlebnis eines schweren Gewitters mit Blitzeinschlag führte Luther 1505 jedoch zu dem Entschluß, Mönch zu werden, worauf er im gleichen Jahr ins Erfurter Augustiner-Eremitenkloster eintrat. 1506 legte er das Mönchsgelübde ab, empfing 1507 die Priesterweihe und nahm das Studium der Theologie auf.

1510 wurde Luther in Ordensangelegenheiten nach Rom entsandt und übernahm nach seiner Rückkehr 1512 als Nachfolger des Generalvikars der Augustiner, Johannes von Staupitz, die Professur für Bibelauslegung am Konvent in Wittenberg.

Seine exegetischen Arbeiten und sein starkes religiöses Empfinden führten zum sogenannten Turmerlebnis (benannt nach dem Turmzimmer des Wittenberger Klosters). Dieses Schlüsselerlebnis brachte ihn zu der Erkenntnis, daß der Mensch nicht aus eigener Kraft und durch seine Werke gerecht wird, sondern allein durch Gottes Gnade.

Die Anfänge der Reformation

Am 31. Oktober 1517 publizierte Luther 95 Thesen, in denen er den Ablaßhandel angriff, durch den sich Gläubige von ihren Sünden freikaufen konnten. In den Leipziger Disputationen kritisierte Luther das Papsttum als rein menschliche Institution und verneinte das Dogma der Unfehlbarkeit. 1520 verurteilte die Kurie Luthers Disputationen und exkommunizierte ihn ein Jahr später. Als er auch vor dem Reichstag zu Worms 1521 den Widerruf seiner Kritik an der verweltlichten Kirche ablehnte, wurde durch das Wormser Edikt die Reichsacht über Luther verhängt. Zu seinem Schutz ließ ihn der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, entführen und brachte ihn auf die Wartburg. Hier begann Martin Luther, das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Als es im März 1521 in Wittenberg zu Unruhen kam, kehrte er in die Universitätsstadt zurück und trug durch seine Predigten mit zur Wiederherstellung der Ordnung bei.

Der Bauernkrieg

Als Luther sah, daß seine Lehre zur Bildung von radikalen Gruppen wie die Schwärmer und Täufer führte und die revolutionären sozialen Forderungen der Bauern in die Bauernkriege zwischen 1524 und 1526 mündeten, grenzte er sich vom Radikalismus dieser Gruppen ab.

1530 verlas Philipp Melanchthon, ein Mitstreiter Luthers, vor dem Augsburger Reichstag ein von ihm verfaßtes Bekenntnis. Luther, der als Geächteter nicht am Reichstag teilnehmen durfte, unterstützte dieses Augsburger Bekenntnis, das sich für die reichsrechtliche Stellung des Protestantismus als grundlegend erwies. 1534 beendete Luther seine Übersetzung des Alten Testaments: Die erste deutschsprachige Gesamtausgabe der Bibel wurde veröffentlicht.

Die späten Jahre

Als Martin Luther in den folgenden Jahren versuchte, die Reformation zu verankern, stieß er zunehmend auf Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund ist seine scharfe Polemik gegen die „Feinde Christi" zu verstehen, wobei er in verschiedenen Schriften die Juden, die katholische Kirche und die Täufer, den radikalen Flügel der Reformationsbewegung, angriff. 1546 reiste Luther nach Eisleben, um im Streit der Grafen zu Mansfeld zu vermitteln. Dort starb er, inzwischen alt und krank geworden, am 18. Februar desselben Jahres.

Theologie

Die Theologie Luthers besteht in der Rechtfertigung des Sünders allein durch den Glauben. Dabei stützt sich seine Argumentation auf das Neue Testament sowie die Schriften von Paulus und Augustinus.

Gesetz und Evangelium

Nach Luthers Auffassung wirkt Gott auf zweierlei Weise: durch das Gesetz und durch das Evangelium.

Das Gesetz findet als Forderung Gottes seinen Ausdruck in den Zehn Geboten und im Gewissen des einzelnen Menschen. Die Sünde wirkt jedoch einem tieferen Verständnis dieses Gesetzes entgegen, wobei die Erbsünde den Menschen stets in die Gefahr bringt, sich von Gott, der Welt, dem Nächsten und sich selbst zu entfernen. Dagegen zeigt das Evangelium den Menschen, daß sie der Sündenvergebung bedürfen, und führt sie so zu Jesus Christus.

Durch das Evangelium offenbart sich das Wirken Gottes, der seinen Sohn in die Welt schickte, um die Menschen zu retten.

Sünde

Der einzelne Mensch kann nichts zu seiner Rechtfertigung in Jesus Christus beitragen. Auch als Gerechter bleibt er Sünder. Allein aufgrund des Glauben an die Gnade Gottes kann er sich sicher sein, daß er sein Heil erlangt. (siehe Sünde).

Gott und Welt

Gott offenbart sich den Menschen durch die Person Jesu Christi und spricht in einer für den Menschen verständlichen Sprache. In der Abendmahldiskussion lehnte Luther die Lehre von der stofflichen Wandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) ab, behielt jedoch die Gegenwart von Leib und Blut (Realpräsenz) bei. Mit dem Gedanken vom „Priestertum aller Gläubigen" durchbrach Luther die traditionelle Unterscheidung zwischen geistlichen und weltlichen Ämtern.

Werke

Die grundlegenden theologischen Gedanken Luthers finden sich in den Werken Von der Freiheit eines Christenmenschen (1519), An den christlichen Adel deutscher Nation (1520), De captivitate Babylonica Ecclesiae (1520, Von der babylonischen Gefangenschaft), De servo arbitrio (1525, Vom unfreien Willen) und Kleiner Katechismus (1529).

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